Die deutsche Wirtschaft kämpft weiter mit einer anhaltenden Insolvenzwelle: Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen ist im September 2025 um 10,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Damit setzt sich der beunruhigende Trend des Jahres 2025 fort, der bereits im Juli mit einem noch stärkeren Anstieg von 13,4 Prozent bei den Unternehmensinsolvenzen seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht hatte.
Verkehr und Gastgewerbe besonders betroffen
Die endgültigen Zahlen für Juli 2025 zeigen das ganze Ausmaß der Krise: 2.197 Unternehmen mussten Insolvenz anmelden, deutlich mehr als die 1.937 Fälle im Juli 2024. Die Gläubigerforderungen stiegen auf 3,7 Milliarden Euro – ein Plus von 500 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Besonders hart trifft es die Branchen Verkehr und Lagerei mit 12,7 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen sowie das Gastgewerbe und sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen mit jeweils 9,9 Fällen je 10.000 Unternehmen.
Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) bestätigt diese Entwicklung mit eigenen Daten: Im September verzeichneten die Forscher 1.481 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften – ein Anstieg von fünf Prozent zum Vormonat und 14 Prozent zum Vorjahr. Besonders dramatisch: Die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze stieg im September um 62 Prozent zum Vormonat auf etwa 20.000, was auch auf Großinsolvenzen wie die der Schlau-Gruppe mit den Hammer-Fachmärkten zurückzuführen ist.
Multiple Ursachen verstärken die Krise
Experten führen die anhaltende Pleitewelle auf eine “toxische Mischung” verschiedener Faktoren zurück. Das Auslaufen der Corona-Staatshilfen wirkt noch immer nach und bringt sogenannte “Zombie-Unternehmen” zu Fall, die nur durch staatliche Unterstützung überlebt hatten. Dazu kommen hohe Energiepreise, die gestiegenen Finanzierungskosten nach dem Ende der Nullzins-Ära sowie eine schwache Nachfrage bei Verbrauchern und Unternehmen.
Die gesamtwirtschaftliche Lage bleibt fragil: Nach einer Stagnation in der ersten Jahreshälfte 2025 erwarten Ökonomen für das Gesamtjahr nur ein mageres Wachstum von 0,2 Prozent. Steffen Müller vom IWH sieht jedoch Licht am Ende des Tunnels: “Auch wenn im Oktober nochmals hohe Insolvenz-Zahlen erwartet werden, rechne ich für die kommenden Monate insgesamt mit einer Konsolidierung des Insolvenzgeschehens auf hohem Niveau”. Der Trendanstieg ende aber nicht wegen verbesserter Rahmenbedingungen, sondern weil die Nachholeffekte an Kraft verlören.