LegalZoom und Perplexity revolutionieren die Rechtsberatung – und setzen damit auch Europa unter Zugzwang
Ein kleines Suchfeld. Ein paar Worte, unbedacht hineingetippt. „Wie gründe ich ein Unternehmen?“ – und plötzlich steht da nicht nur eine Antwort, sondern ein Angebot: maßgeschneidert, rabattiert, rechtskonform. Mit einem Klick wird aus der Frage ein Vertragswerk.
So beginnt die stille Revolution, die sich in der jüngsten Partnerschaft zwischen LegalZoom und der KI-Plattform Perplexity ankündigt. Ein unscheinbarer Schulterschluss, formal angekündigt am 4. Juni, doch mit weitreichenden Konsequenzen: Erstmals kooperiert ein großer Anbieter für Rechtsdienstleistungen mit einer generativen KI auf operativer Ebene.
Was wurde vereinbart?
LegalZoom – seit Jahren das Synonym für digitalisierte Rechtshilfe in den USA – wird künftig direkt in die Such- und Antwortumgebung von Perplexity integriert. Nutzer der kostenpflichtigen „Perplexity Pro“-Version erhalten exklusive Rabatte auf Rechtsdienstleistungen, z. B. für Unternehmensgründungen, Markenschutz oder Nachlassplanung. Die KI liefert also nicht nur Informationen, sondern führt zum Anbieter – und zur Lösung.
Perplexitys Chief Business Officer Dmitry Shevelenko bringt es auf den Punkt: „Legal questions are some of the most common and important ones our users rely on us for.“ Genau dort setzt man nun an. Genau dort setzt man nun an.
Die Folgen für den US-Markt
Diese Allianz könnte sich als disruptiver Moment erweisen. Die klassische Trennung zwischen Rechtsinformation und Rechtsdienstleistung beginnt zu verschwimmen. Wer früher googelte, klickt heute auf eine KI-Antwort – und bald auf ein LegalZoom-Angebot.
Was das bedeutet:
• Rechtsberatung wird kontextuell: Der Nutzer muss nicht mehr wissen, wo er suchen soll. Die Lösung findet ihn.
• Vertrauen wird externalisiert: Perplexity vermittelt keine eigene juristische Kompetenz – sondern verweist auf LegalZoom als „trusted provider“.
• Der Markt öffnet sich für Skaleneffekte: Wer Zugriff auf Nutzerdaten und Suchverhalten hat, kann rechtliche Produkte dort platzieren, wo sie am ehesten gebraucht werden.
Und Deutschland?
Ein Blick auf den deutschen Rechtsmarkt zeigt: Die Lage ist deutlich komplexer. Zwar existieren hierzulande seit Jahren Legal-Tech-Anbieter wie Flightright, Rightmart oder Hochschulstart, doch stoßen diese regelmäßig an regulatorische Grenzen, vor allem durch das Rechtsdienstleistungsgesetz (RDG).
Was in den USA längst Praxis ist – automatisierte Rechtsvorschläge, Vertragsgeneratoren ohne Anwaltspflicht, pauschale Dienstleistungen – ist in Deutschland nicht ohne nur unter engen Auflagen erlaubt. Die Grundfrage lautet: Wer darf beraten? Und: Was darf KI leisten?
Gleichzeitig ist jedoch auch hierzulande ein kultureller Wandel zu beobachten:
• Immer mehr User informieren sich zuerst bei ChatGPT, Perplexity oder Google, bevor sie überhaupt an eine Kanzlei denken.
• Die Erwartungshaltung verändert sich: Warum eine Woche auf eine Rückmeldung warten, wenn man jetzt schon ein Ergebnis bekommen kann?
• Selbst konservative Berufsverbände diskutieren über „rechtliche Assistenzsysteme“ als Ergänzung zum Anwaltsberuf.
Fazit: Ein Modell für die Zukunft?
Die Partnerschaft zwischen LegalZoom und Perplexity ist ein Lehrstück strategischer Digitalisierung: Sie zeigt, wie Rechtsberatung in einer Welt aussieht, in der Information nicht gesucht, sondern geliefert wird.
Deutschland mag regulatorisch (noch) zögern – doch die Erwartungshaltung der Nutzer wird sich auf lange Sicht davon kaum aufhalten lassen. Die KI wird nicht zur Anwältin, aber zur Wegbereiterin: für niedrigschwelligen Zugang, für automatisierte Hilfe, für eine neue Balance zwischen Technik und Vertrauen. Oder um es in den Worten von LegalZoom selbst zu sagen:
„We’re ensuring users get accessible, affordable legal guidance exactly when and how they’re looking for it.”