Turbulenzen um US-Staatsanleihen

Investoren sehen in einer Phase großer Unsicherheit durch Donald Trumps Wirtschaftspolitik amerikanische Staatsanleihen offenbar zurzeit nicht als sicheren Hafen. Vor allem Verkäufe von Hedgefonds haben dazu geführt, dass die Rendite der amerikanischen Staatsanleihe mit zehnjähriger Restlaufzeit deutlich anstieg und Spitzenwerte von 4,51 Prozent erreichte, bevor sie sich etwas niedriger bei zuletzt etwa 4,45 Prozent einpendelte. Noch am Montag hatte die Rendite weniger als 3,9 Prozent betragen. Einen so kräftigen Anstieg gab es zuletzt im Jahr 1981.

Da die Renditen mit sinkenden Kursen steigen, stehen dahinter umfangreiche Verkäufe. Die Analysten von Oxford Economics sprechen von „massiven Handelsaktivitäten“. Die Entwicklung ist höchst ungewöhnlich. Üblicherweise setzen Anleger in Zeiten sinkender Aktienkurse auf US-Staatsanleihen als sicherem Hafen. Sie gelten für Anleger international als Zufluchtsort, um sich vor krisenhaften Entwicklungen zu schützen. Unmittelbar nach der Ankündigung der massiven Zollerhebungen durch Präsident Donald Trump waren die Anleiherenditen noch gesunken, nachdem die Aktienkurse schon drastisch fielen und der Dollar schwächelte.

Der Ökonom Paul Krugman warnt mittlerweile vor „verräterischen Anzeichen einer beginnenden Finanzkrise“. Diese zeige sich nicht nur bei den Aktivitäten der Hedgefonds, sondern auch an Entwicklungen auf dem Markt für Hochzinsanleihen und der Refinanzierung privater Kredite. Diese Entwicklungen führt Krugman auf Trumps unberechenbare Politik zurück, die das Risiko einer Rezession erhöht habe. „Abgesehen davon hat ihr schierer Extremismus – von fast freiem Handel bis hin zu höheren Zöllen als Smoot-Hawley in weniger als drei Monaten – einigen Kreditnehmern viel mehr geschadet als anderen“, schreibt Krugman in seinem Blog.

Dass amerikanische Staatsanleihen weniger beliebt sind, liegt aber nicht zuletzt auch daran, dass sich die Einschätzung des Dollars in den vergangenen Tagen stark zum Negativen verändert hat. Wurde der Euro zu Monatsbeginn noch mit Kursen von 1,08 Dollar gehandelt, so werden für diesen aktuell 1,105 Dollar bezahlt. Der Dollar-Index, der den Wert des Dollar gegenüber anderen wichtigen Währungen der Welt misst, fiel um rund zwei Punkte auf zuletzt 102,2 Punkte und verstärkte damit seinen Abwärtstrend, den er seit der Amtsübernahme durch Donald Trump eingeschlagen hat.

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